Aufarbeitung von NS-Zwangsarbeit und KZ-Außenlagern in der Sächischen Schweiz
Der geographische Raum zwischen Pirna und Bad Schandau bildete in den Jahren 1944/45 ein Schwerpunktgebiet der Untertageverlagerung der Treibstoffindustrie. Damit verbunden war der massive Einsatz von Zwangsarbeiter:innen. Der Bau von Industrieanlagen und Stollen forderte hunderte von Todesopfern. Die Lager und Baustellen bildeten eine Topographie der NS-Zwangsarbeit, deren Überreste noch heute sichtbar sind. Im öffentlichen Bewusstsein ist diese jedoch kaum verankert. Dabei stellt das Vorhandensein dieser baulichen Relikte in Teilen des Nationalparks „Sächsische Schweiz“ Akteure in der Region vor Herausforderungen und gleichzeitig bieten sie interessante Möglichkeiten für die Bildungsarbeit vor Ort.
Anhand der Vorstellung von zwei Projekten und einer Exkursion sollen in diesem Jahr Perspektiven entwickelt werden, wie Stätten der NS-Zwangsarbeit dokumentiert, erhalten und für eine regionale Erinnerungsarbeit erschlossen werden können. Dabei sollen besonders folgende Fragen diskutiert werden: Welche Akteure (Naturschutz, Forst, Nationalparkverwaltung, Landkreis, Kommunen, Eigentümer etc.) werden von der Erschließung berührt? Wie kann ein möglichst breiter Beteiligungsprozess unter Einbindung dieser Akteure gelingen und für die Erinnerungs- bzw. Bildungsarbeit dauerhaft nutzbar gestaltet werden? Welche Chancen bietet eine partizipative und vernetzte „Erinnerungslandschaft“? Und wie kann mit baulichen Überresten auch im Hinblick auf die Belange von Naturschutz umgegangen werden?
Die Exkursion wird am Nachmittag zu den ehemaligen KZ-Außenlagern Orion I und II führen. Während das Lager „Orion I“ am Fuß der Festung Königstein im Bereich des heutigen Parkhauses liegt, sind vom Lager „Orion II“ im Wald noch nennenswerte bauliche Spuren erhalten. Anhand von kartographischen und historischen Unterlagen werden diese Relikte im Gelände lokalisiert und erläutert. Von diesem Lager mussten die Häftlinge einen mindestens 4 km langen Fußweg (einfache Strecke) bis zu den Stollenbaustellen an den Sandsteinbrüchen in der Kirchleite zurücklegen. Optional kann im Anschluss an die Exkursion gemeinsam der Stollen in der Kirchleite aufgesucht werden.