Sonderausstellung 2022/2023
Von Möhrenbeet bis Festungswald –
Facetten des Festungsgrüns auf dem Königstein
1. April bis 31. Oktober 2023, 10 – 18 Uhr
Magdalenenburg, 2. OG
Mit dieser Ausstellung widmet sich die Festung erstmals der gärtnerischen und landwirtschaftlichen Nutzung der Freiflächen, aber auch der unter militärischen Aspekten erfolgten Begrünung. Dabei verrät sie Orte, an die sich die Festungsbewohner abseits des Alltagstrubels zurückzogen.
Seit Jahrhunderten ist der Königstein von Menschen bewohnt. Sie gestalteten das Plateau und das Umfeld des eindrucksvollen Tafelbergs nach ihren Bedürfnissen. Im Jahr 1589 begann der Ausbau der mittelalterlichen Burg zur Festung. Diesen Status behielt die Wehranlage bis 1913. Die hier jahrhundertelang weitgehend autark lebenden Bewohner richteten ihr Interesse vor allem auf die Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln, die Verteidigung des militärisch wichtigen Standortes und die Ausschmückung dieses bedeutsamen Ortes.
Ein Jahr lang hat sich die Dresdner Gartenhistorikerin Dr. Stefanie Krihning intensiv mit diesem Thema befasst und dabei Erstaunliches über Zier- und Gemüsegärten, Festungsgärtner, Ziegen und Hühner, Blumendiebstähle, Königen gewidmete Plätze, den Festungswald und den ehemaligen Weinberg herausgefunden. Manche bisher als Wildwuchs eingeordneten Bäume und Sträucher entpuppten sich als natürliche Tarnung von Geschützen oder Festungswällen.
Die Ausstellung, die sowohl in der Magdalenenburg als auch draußen im Gelände stattfindet, erinnert an verschwundene Orte, zeigt Bilder, Pläne und Objekte wie seltene historische Gartengeräte.
Inhaltsreiche Medienstationen und vielfältige Mitmachangebote für Kinder bieten Vertiefungsmöglichkeiten und Abwechslung für Besucher jeden Alters.
Begleitveranstaltungen zur Sonderausstellung

Dr. Stefanie Krihning,
Kuratorin der Sonderausstellung,
führt über das Festungsplateau und durch den Festungsrayon.
Führungen auf dem Plateau
03.06.2023 | 17.07.2023 | 08.10.2023
Führungen durch das Rayon
24.07.2023 | 17.09.2023 | 11.10.2023
Lieblingsplätze ehemaliger Festungsbewohner
Die meisten Festungsbewohner lebten im bebauten Bereich auf engstem Raum. Kein Wunder, dass sich so mancher seinen Rückzugsort abseits des Alltagstrubels suchte: Ob eine schattige Laube im Garten, ein sonniges Plätzchen mit Aussicht über die Festungsmauer, eine ruhige Bank im Wald, Biergarten, Weinberg, Spielplatz oder Kegelbahn – aus der Geschichte sind einige Lieblingsplätze überliefert.
Gehen Sie auf Entdeckungstour über das Festungsplateau. Finden Sie ausgewählte Lieblingsplätze früherer Bewohner und Gäste und entdecken Sie Ihren eigenen Lieblingsplatz! [Übersichtskarte zum Download - PDF]

Der alte Festungskommandant von Boblick ließ sich in seinen Mußestunden gern im Räderstuhl zu einem Steintisch „hinter dem Spritzenhaus“ am Waldrand nahe des heutigen Geschossmagazins fahren.
Die Friedrichsburg diente seit ihrer Erbauung in der Renaissance als Lusthaus für hohen Besuch. Im 19. Jahrhundert wandelte sich ihre Funktion zum Erfrischungsausschank für alle Festungsbesucher. Sie durften hier Getränke und Souvenirs kaufen, bevor sie von ihrem Führer zurück zum Ausgang geleitet wurden.
Kegeln war eine beliebte Freizeitbeschäftigung auf dem Königstein. Es ist bereits im 18. Jahrhundert nachweisbar – damals vermutlich als Offizierssport. Ende des 19. Jahrhunderts gab es dann eine Kegelbahn für die Mannschaft nahe dem Geschossmagazin.
Einen offiziellen Kinderspielplatz hatte die Festung nie. Überliefert ist, dass die Festungskinder im 19. Jahrhundert auf der Kugelwiese und auf dem Augustusplatz spielen durften. Es ist deshalb eine Besonderheit, dass die Kinder des Festungskommandanten Ferdinand von Oer (amtierte 1898-1904) einen eigenen Spielplatz erhielten.
Die Haager Konvention verbot den Einsatz von Kriegsgefangenen zur Arbeit. Um sich zu beschäftigen, legten Gefangene des 1. Weltkrieges auf dem Königstein – aber auch in anderen Lagern – selbst Gärtchen an. Diese beherbergten Blumen, dienten aber auch der Selbstversorgung.
Vor dem Bau der Batterie 8 standen hier Kasernen. Westlich davon lagen kleine, terrassenförmig Gärtchen. Eines dieser Gärtchen erhielt der Festungsgefangene Marquis d´Agdollo Ende des 18. Jh. zum Gebrauch überlassen. Weiter unten im Hof vor dem heutigen Kasemattenrestaurant lag Kreischens Ruh.
Seit 1888 dient das ehemalige Gebäude des Fleischers als Gastwirtschaft und Offizierskasino. Fremde durften hier zu Festungszeiten nur nach Genehmigung des Kommandanten speisen. Das Gebäude musste später, ebenso wie die Außensitzplätze mehrmals vergrößert werden.
Vor der Alten Kaserne entstanden bereits im 17. Jahrhundert kleine Gartenparzellen, die den Soldatenwohnungen im Innern des Gebäudes zugeordnet waren. Im Laufe der Zeit wandelten die Parzellen durch Zusammenlegung und Tausch ihre Form. Im 19. Jh. lebten v.a. Festungsbeamte in der Kaserne – für sie stand neben der Selbstversorgung die Freizeitgestaltung im Garten im Vordergrund.
Der Überlieferung nach saß hier oft der Halbinvalide Johann Christian Zobel (1685-1754) und strickte lange Wollstrümpfe. Zobel war seit spätestens 1723 Kanonier auf der Festung und bewachte diesen Wallabschnitt. Dies war in Friedenszeiten offenbar so langweilig, dass Zobel seiner Handarbeit nachgehen konnte und dieser Ecke des Wallgangs ihren Namen gab.
1783 entstand zum Schutz von Kirche und Magdalenenburg ein Erdwall. Der Kommandant ließ dessen Südseite mit Wein bepflanzen. Er wollte im rauen Klima der Festung wohl kaum ernsthaft Weinbau betreiben. Dass die Trauben kein kulinarischer Genuss waren, berichtete auch der Zivilstubengefangene Arthur Haupt 1885: „Der Weingarten Sr. Excellenz wurde öfters besucht, doch kann ich versichern, daß [die Trauben] von schrecklicher Säure waren.“ Der Weinberg ging Ende der 1880er Jahre in den Batteriewall 7 auf.
Alle sächsischen Kurfürsten und Könige besuchten die Festung mehr oder weniger regelmäßig. 1849 floh König Friedrich August II. vor dem Maiaufstand in Dresden auf den Königstein. Sein Bruder Johann berichtet in seinen Memoiren von einem Spaziergang zur Königsnase am Morgen nach der dramatischen Flucht: „Das ganze Elbtal war mit einem weißen Nebel, wie mit frisch gewaschener Wolle gefüllt und aus demselben ragten die einzelnen Felsen wie Inseln empor, indeß über uns der schönste blaue Himmel war.“
Bei schönem Wetter genossen die Festungsbewohner die schöne Aussicht auf den Lilienstein und das Elbtal und richteten sich ihre Lieblingsplätze je nach Interessenlage ein.
1724 entstand an dieser Stelle ein Artillerielaboratorium, welches 1875 zur Kapelle umgebaut wurde, um den katholischen Festungsangehörigen lange Wege zum sonntäglichen Gottesdienst zu ersparen. Die Kapelle am Ende des Festungswaldes bildete einen Blick- und Zielpunkt für Spaziergänge im nun als Park bezeichneten Wald.
Zahlreiche Festungsbewohner dürften im Festungswald nach Ruhe und Abgeschiedenheit gesucht und hier ihren Lieblingsplatz gefunden haben. Wir wissen von drei befreundeten Militär-Gefangenen, die sich hier 1846 während ihres Aufenthalts auf der Festung einen ganz besonderen Ort schufen.
Platz für sportliche Betätigungen auf der Festung war rar. Als das funktionslos gewordene Pulvermagazin 3 mitten im Festungswald 1898 abgerissen wurde, nutzten die Bewohner die entstandene Freifläche als Turn- und Tennisplatz.